Freitag, 3. Mai 2013

29.04. - 03.05.2013 Ciapas & Schamanen


29.04.2013
Unser letzter Tag in Oaxaca: wir lassen uns treiben und verbringen viel Zeit am Zocalo und im Cafe. Auch werfen wir einen Blick in das schöne alte Rathaus mit seinen Kolonnadengängen. In den letzten Tagen haben wir darum einen kleinen Bogen gemacht, da indigene Dorfbewohner dort campieren und für mehr Gerechtigkeit protestieren. Auf Pinnwänden haben sie zum Teil sehr grausame Fotos von getöteten Menschen aufgehangen. Leider konnten wir nicht genau in Erfahrung bringen, um was es genau geht. Ein wenig beängstigend ist die Sache aber schon. Den Abend verbringen wir in einem sehr guten Restaurant und besuchen zum Abschluss nochmals die Kirche Santo Domingo. Oaxaca hat uns wirklich sehr gut gefallen und stellt gleichzeitig den nördlichsten Punkt unserer Tour dar. Morgen geht es wieder Richtung Süden in den Staat Chiapas. @André: Herzlichen Glückwunsch zum Geburtstag!

30.04.2013
Ein langer Fahrtag von gut 11 Stunden liegt hinter uns. Durch den Bundestaat Chiapas haben wir unser Ziel San Cristobal de las Casas am frühen Abend erreicht. Chiapas wurde in den 90ern durch den Aufstand der Zapatisten bekannt. Diese kämpften, und tun dies zum Teil heute noch, gegen die Unterdrückung und Ungerechtigkeiten im Süden Mexikos. Zum Glück gab es eine neue mautpflichtige Autobahn, auf der man den schlimmsten Teil der kurvigen Bergsträßchen umfahren konnte. Insofern war die Fahrt zwar anstrengend, aber an einem Tag noch machbar. Vor lauter Freude unser Ziel erreicht zu haben, sind wir dann auch erst einmal direkt mitten durch die Fußgängerzone gefahren. Ich war schon froh, dass die Parkplatzsuche wohl nicht so schwer wie gedacht würde, schließlich waren wir das einzige Auto in der Straße. Wenn nur nicht die ganzen Fußgänger gewesen wären…L

01.05.2013
Wir nehmen heute an einer geführten Tour zum nahegelegenen Sumiderocanyon teil. Der Canyon ist Teil eines Nationalparks und wird auf kleinen Speedbooten durchquert. Die Felswände ragen steil bis zu 1.000 m in die Höhe und man kann viele Tiere sehen. In erster Linie sind dies Wasservögel, aber auch Affen, Nasenbären und sogar Flusskrokodile lassen sich beobachten. Der Canyon ist wirklich sehr schön. Das Naturerlebnis wird nur etwas durch die vielen lauten Speedboote getrübt. Vielleicht sollte man lieber größere Boote einsetzen und die Tour um eine Stunde verlängern. Der Landschaft würde das vielleicht besser gerecht. Danach besuchen wir das kleine Städtchen Chiapa de Corzo. Das Brunnenhaus aus dem 16. Jahrhundert, die ehemalige Konventkirche und der Zocalo sind den kleinen Stopp wert. Zurück in San Cristobal stürmen wir schnell in eine schöne Kneipe und bejubeln den tollen Auftritt der Bayern in Barcelona. Ein deutsches Endspiel in der Championsleague…der Wahnsinn!!! In der Fußgängerzone vor unserem Hotel essen wir zu Abend und lassen die bunte Szenerie auf uns wirken. Nur die vielen Indigena-Frauen und -Kinder die Tischdecken, Stofftiere, Süßigkeiten und andere Souvenirs verkaufen und schwer bepackt durch die Straßen ziehen, tun uns leid, gehören hier aber zum Straßenbild dazu.

02.05.2013
Heute steht mal wieder Stadtbesichtigung auf dem Programm. Auch wenn San Cristobal de las Casas nicht über die herausragenden Sehenswürdigkeiten verfügt, ist es aufgrund seiner Atmosphäre jedoch sehr sehenswert. Die koloniale Vergangenheit mit ihren Bauten und die Anwesenheit indigener Menschen aus dem umgebenden Hochland sind eine äußerst reizvolle Kombination. Die schönste Kirche der Stadt ist die Iglesia Santo Domingo, die von den Dominikanern bis zum Jahr 1560 erbaut wurde. Das Innere ist aufwendig mit vielen Barockaltären geschmückt, die mit Blattgold überzogen sind. Spannend ist es zu erleben, wie sich die indigene Bevölkerung verhält und mit welcher Inbrunst und Leidenschaft diese Leute beten. Für Westeuropäer ist das schon fast befremdlich. Highlight der Stadt ist dann auch der Indigena-Markt. Neben einer riesigen Auswahl an Souvenirs wird alles zum Leben notwendige angeboten. Neben einer Fisch- und Fleischabteilung, wo dann auch schon mal ein ganzer Schweine- oder Rinderkopf auf dem Tresen liegt, ist besonders der Gemüse- und Obstmarkt sehenswert. Eher skurril mutet dann der Verkäufer an, der einer lebenden Schlange Gift abzapft und als Medizin verkauft. Aus unserer Sicht traurig sind auch die vielen Vögelchen die zum Verkauf angeboten wurden. Negatives Highlight war sicher der Versuch zwei Papageienküken, die in einer Sporttasche transportiert wurden, zu verkaufen. Diese tollen Tiere sind bestimmt in dem die Stadt umgebenden Dschungel aus einem Nest geholt worden. Abgesehen davon ist der Markt jedoch sehr spannend und sehenswert. Zum Abschluss unseres Rundgangs kehren wir in einer Meszcaleria ein…und trinken natürlich nicht nur ein Wässerchen. Außerdem sind wir heute mehrmals schwach geworden und haben dann doch ein paar Souvenirs erstanden. Unter anderem versteckt sich jetzt ein Zapatistenpüppchen in unserem Gepäck. Wir sind uns noch nicht ganz sicher, ob wir das mit über die Grenze nehmen können. So ein vermummter Krieger mit Gewehr auf dem Rücken ist schon ein merkwürdiges Mitbringsel. Allerdings sind wir ja hier im Zentrum von deren Einflussgebiets und es gibt hier immer noch Dörfer, die die Zapatisten unterstützen.

03.05.2013
Im Umland von San Cristobal leben viele indigene Völker in kleinen Dörfern von denen wir heute zwei in einer geführten Tour besuchen. Zunächst fahren wir nach San Juan Chamula, ein religiöses Zentrum der Tzotziles. Was wir hier in der Kirche erleben, kann man kaum beschreiben: Der Boden des Gebäudes ist mit Piniennadeln bestreut und in der ansonsten leeren Kirche brennen tausende Kerzen und Weihrauchfässer. Es finden etliche Zeremonien mit Hilfe von Schamanen statt, in deren Folge es zu rituellen Tötungen von Hühnern kommt und selbstgebrannter Schnaps als Trancemittel eingesetzt wird. Die Stimmung ist mystisch und für den ein oder anderen sicher auch beängstigend, da die Kirche eher einer finsteren Höhle gleicht. Der Vatikan hat diese längst aufgegeben und so wird heute wieder den alten Mayagöttern gehuldigt und geopfert. Nichtsdestotrotz werden auch die Heiligen der katholischen Kirche noch verehrt. Eine Vermischung von alten Ritualen und katholischer Lehre ist die Konsequenz. Da ein sehr strenges Fotografierverbot besteht, kann man leider nicht zeigen was dort vor sich geht. Trotz dieser traditionellen Lebensweise gibt es aber auch aktuelle Probleme mit Bekehrungsversuchen durch christliche und muslimische Fundamentalisten. Das Problem ist, dass ein Gemeindemitglied, welches den traditionellen Glauben ablegt und an den Riten nicht mehr teilnimmt, von der Gemeinschaft verstoßen wird. So leben in San Cristobal derzeit ca. 35.000 Menschen indigener Herkunft, die nicht mehr in ihre Dörfer zurückkehren dürfen. Dies hat für die Betroffenen verheerende gesellschaftliche Konsequenzen. Im Anschluss geht es noch nach Zinacantan, einem ähnlichen Dorf, das von der Herstellung handgefertigter Textilien lebt. Den Schamanen ist es hier jedoch verboten, ihre Rituale in der Kirche durchzuführen. Insofern ist die Kirche hier ein katholisches Gotteshaus weitgehend wie wir es kennen. Dennoch gibt es zusätzlich auch weiterhin die alten Glaubensvorstellungen. All diesen Dörfern ist gemein, dass sie sich nicht der mexikanischen Regierung unterordnen und sogar ihre eigene Gerichtsbarkeit und Polizei stellen. Ein Gesetzesverstoß wird daher nur intern geregelt, es gibt sogar ein eigenes Dorfgefängnis. Dieser Ausflug in die Glaubenswelt der Maya war sehr spannend und lohnenswert. Man darf nur kein fröhliches Come-Together-Feeling mit den Einheimischen erwarten. Man ist als Tourist mehr geduldet wie erwünscht.

28.04.2013 ...das mußte hier noch nachgereicht werden...sonst sieht man ja gar nicht, wie dick der Baum tatsächlich ist

29.04.2013 letzter Tag in Oaxaca

...die Kissklöpper op Tour...

01.05.2013 Sumidero Canyon



Chiapa de Corzo

02.05.2013 San Cristobal de las Casas


...unser Hotel...

Santo Domingo



Kathedrale

03.05.2013 Chamula


2 Kommentare:

  1. Hallo,

    eine frohe Botschaft aus der Heimat: Der SV Kirchheim hat in der Relegation gegen den Gegner aus der 1. KK Südgruppe deutlich mit 9:2 gewonnen und so den Klassenerhalt perfekt gemacht! Andi, Du wärest stolz auf uns gewesen!

    Schönen Gruß
    Thomas

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  2. Hallo ihr 2 Lieben ! Wie ich auf den Bildern sehen konnte geht es euch gut. Wie immer schreibt ihr tolle Sachen von eurer Reise und wieder schöne Bilder, sodaß man auch etwas sehen kann von euren Erlebnissen. Mit dem Skorpion habt ihr ja glück gehabt, Mexiko wäre mir schon deshalb zu heiß. Ich werde in nächster Zeit mal wieder wöchentlich bei euch reinschauen!
    Kirsten: Liane und ich waren heute wieder fleißig, gehen jeden Montag und Mittwoch und freuen uns wenn du auch wieder dabei bist ( aber das dauert ja noch ein paar Tage!!! ).

    LG und eine gute weitere Reise !

    Reinhold & Magda

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